Im Dezember haben zwei aus unserem Schülerzeitungsteam im Rahmen des Netzwerktreffens der Schülerzeitungen der nordrheinwestfälischen Europaschulen die Staatskanzlei NRW besucht.
Die Staatskanzlei befindet sich in einem imposanten Gebäude in Düsseldorf, dem Stadttor, im 11. Stock. Rund 40 SchülerzeitungsredakteurInnen sind der Einladung des Ministers für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien und Chef der Staatskanzlei NRW, Franz-Josef Lersch-Mense gefolgt. Um kurz nach 10:00 begann unser Treffen mit der Begrüßung des Leiters der Veranstaltung, Andreas Becker. Der „Hauptteil“ wurde von Jürgen Hein eingeleitet, der Abteilungsleiter in der Staatskanzlei ist. Hein war lange Journalist für bekannte Zeitungen und Agenturen, wie z.B. den Kölner Stadtanzeiger, die ARD und für deutsche Presse-Agentur (DPA).
Aus ganz NRW waren Schulen verschiedener Schulformen vertreten, welche ihre Schülerzeitung als unterschiedliche Formate an ihren Schulen präsentieren. Wir führen einen Blog, viele andere eine Print-Version und es war sogar eine Radioredaktion vertreten. An mehreren Schulen wird die Schülerzeitung durch den Unterricht mit Inhalten versorgt, bei anderen wird sie, wie bei uns, durch eine AG geleitet.
Hein machte uns auf unterschiedliche Arten der Werbung und verschiedene Probleme der Zeitungen, als auch besonders über die Probleme des zweiten Kanals, also der Interaktivität der Leser, aufmerksam. Ein großes Problem sei zum Beispiel die Hetze bzw. die Beleidigung. Derzeit erlebe die Medienwelt einen Wandel, der es in sich habe. Viele der Formate werden geändert, die Papierzeitung sterbe aus und die digitalen Zeitungen werden immer interaktiver.
Danach fand eine Podiumsdiskussion statt, welche von Hein geleitet wurde und mit unterschiedlichen Stipendiaten der Heinz-Kühn-Stiftung, einer erfahrenen Journalistin, einem 1LIVE-Reporter und einem Redakteur einer Schülerzeitung gehalten wurde. Die Podiumsdiskussion widmete sich dem Hauptthema: Pressefreiheit in Europa. Uns war es immer möglich, Zwischenfragen zu stellen und besondere Argumente einzubringen. Eine Journalistin ukrainischer Herkunft schilderte die Lage in der Ukraine. Die Lage dort sei sehr angespannt, sie berichtete von vielen Vorfällen im Zusammenhang mit Zensur. Oftmals sei sie als Journalistin unerwünscht gewesen. Eine weitere Journalistin, welche für eine NGO (non-government-organisation, d.h. Nichtregierungsorganisation) in Russland war, berichtete von noch härteren Fällen. Gruppen, die Angst hatten, von der russischen Regierung verfolgt zu werden, wie z.B. Schwule oder Lesben, sprachen nur mit ihr, wenn sie vorher versprochen hatte und auch belegen konnte, dass sie als Autorin für eine ausländische Zeitschrift arbeitet und der entsprechende Bericht nicht in Russland lesbar war, bzw. nicht auf Russisch veröffentlicht wurde. Der 1LIVE-Reporter machte bereits mehrere Recherchen in Indonesien, in welches er mit dem Journalisten-Visa nicht einreisen konnte, sondern als Tourist verdeckt recherchieren musste. Er berichtete auch über die inländische Presse, welche überhaupt nicht kritisch war, sondern sehr sensationsorientiert arbeitet. Insgesamt kann man das Ergebnis der Podiumsdiskussion insofern zusammenfassen, als die Lage der Pressefreiheit sich umso mehr verschlechtert, je weiter man nach Ost-Europa bzw. Asien schaut.
Nach der Mittagspause gingen wir alle zusammen zum Nordrhein-westfälischen Landtag, der von der Staatskanzlei nur ein Katzensprung entfernt war (Foto). Dort erwarteten uns langwierige Sicherheitskontrollen, bei denen jeder, wie bei einer Sicherheitskontrolle am Flughafen, Taschen, Jacke und metallische Gegenstände auf ein legen musste, welches unter einem Scanner durchlief. Wir mussten auch durch einen Metalldetektor gehen, der anfing zu piepen, sobald man metallische Gegenstände mit sich führte.
Im Saal der SPD-Fraktion durften wir Abgeordneten, die dem Europaauschuss angehören, eine Stunde lang unterschiedliche Fragen stellen. Zu den Abgeordneten gehörten: Ilka Freifrau von Boeselager (CDU), Markus Töns (SPD), Dr. Ingo Wolf (FDP) und Stefan Engstfeld (Bündnis ’90/ Die Grünen). Unsere Fragen handelten so gut wie alle von der aktuelle Lage der Europäischen Union und der Zukunft. Es gab aber auch Fragen, die in eine andere Richtung gingen, es wurde zum Beispiel über den neu gewählten Präsidenten der USA, Donald J. Trump, gesprochen. Ein anderes Thema war die Entwicklung der Europäischen Union sowie das Kernkraftwerk in Tihange.
Der Zeitrahmen wurde am Ende durch ein Foto auf einer großen Treppe im Landtag etwas gesprengt, jedoch haben die Geschichtskundigen im Haus der Geschichte des Landtages die Zeit wieder reingeholt. Das Tolle an der Führung war: Wir mussten uns nicht eine langweilige Vitrine nach der nächsten angucken, sondern waren in einem interaktivem Museum. Das Museum war sehr informativ gestaltet: Wir waren in jedem der vier Räumen, die jeweils eine Zeit Nordrhein-Westfalens darstellte, es gab vier verschiedene Zeiten, in vier verschiedenen Räumen. Jede dieser Zeiten wurde durch ein Landtagsgebäude symbolisiert.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der ganze Tag ein sehr erfolgreicher Tag war, der sich für Jana und mich nicht nur durch normale Schülerzeitungs-Arbeit, sondern auch wegen der geschichtlichen Weiterbildung gelohnt hat.
Louis
Cool, gibt es das auch für andere SchülerInnen?
Interessant, es lohnt sich manchmal hier rein zu schauen.