Interview mit Bürgermeister Paul Larue

  1. Wie lange sind Sie schon politisch aktiv?

Ich bin 1984 ehrenamtlich als sachkundiger Bürger in die Politik gekommen. Damals war ich Mitglied des damaligen Jugendwohlfahrtsausschusses, hier werden alle wichtige Sachen der Stadt Düren besprochen, bei denen es um Kinder und Jugendliche geht. Seit 1989 bin ich Mitglied des Stadtrates, 1994 wurde ich Fraktionsvorsitzender, und seit 1999 der erste hauptamtliche Bürgermeister der Stadt Düren. 

  1. Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Ursprünglich komme ich aus der katholischen Jugendarbeit. Dort haben wir beispielsweise Kindergruppen eingerichtet, Angebote für Jugendliche gamacht, auch Gruppenfahrten. Daraus ergab sich eine Linie zum jugendpolitischen Engagement.

  1. Wie gestaltet sich Ihr Alltag als Bürgermeister? Wie sieht Ihr Ablauf einer

„normalen“ Arbeitswoche aus?

Normalerweise beginnt mein Alltag um 8.30 Uhr mit einer Bürobesprechung. Da gehen wir dann den Tagesablauf durch und erledigen die Post sowie  Anfragen vom Vortag. Manchmal liegen aber andere Sitzungen ab 7:30 Uhr davor, sodass die Bürobesprechung weichen muss. Im Laufe des Vormittags habe ich oft Rücksprachen mit den Ämtern. Das ist wichtig, damit ich als Verwaltungsleiter über das Geschehen in der Stadtverwaltung informiert bin. Im Gespräch mit den Amtsleitungen tauschen wir uns über jüngste Entwicklungen, z.B. über neue Gesetze, Projekte usw. aus. Im Nachmittagsbereich geht es dann weiter mit Verwaltungsarbeiten, Koferenzen, Ausschusssitzungen oder auch Außenterminen bei anderen Behörden oder Ministerien. Donnerstags habe ich  jede Woche von 17:00 bis 19:00 Uhr  meine Bürgersprechstunde. Abends kümmere ich mich dann noch um die Post. Häufig gibt es dann auch Repräsentationsaufgaben, bei denen ich Reden halten muss oder auch Bürgerversammlungen und ähnliches.

  1. Was gehört zu Ihren Aufgaben?

Im Großen und Ganzen lassen sich meine Aufgaben in drei Teile untergliedern:
Die Stadtverwaltung, die ungefähr 80% der Zeit einnimmt, das Teilnehmen an politischen Gremien sowie die Repräsentation der Stadt. Die Stadtverwaltung ist der wichtigste Teil, schließlich muss die Verwaltung samt ihrer 1.300 Mitarbeiter/innen gut organisiert sein.

  1. Mit welchem aktuellen Projekt beschäftigen Sie sich derzeit?

Zunächst muss man sagen, dass es nicht „das Projekt“ gibt. Ein großes Thema ist der Strukturwandel, da auch Düren ganz massiv davon betroffen ist. Viele Arbeitsplätze sind derzeit von den Tagebauen in Hambach und Inden abhängig. Durch die Zulieferer hängen da noch deutlich mehr Arbeitsplätze dran als die der dort Beschäftigten. Auch die Aufwertung der Innenstadt ist ein wichtiges Thema. Nach dem Bombenangriff am 16.11.1944 standen nur noch 13 Gebäude in der Innenstadt. Dabei sind  die Schönheit und Struktur der Stadt massiv zerstört worden, deshalb gestalten wir die Stadt attraktiver: Wir renovieren Häuser, wie z.B. das Rathaus, Sanieren die Plätze wie den Marktplatz und fördern private Immobilienbesitzer , die Renovierungen durchführen.

Dieses Jahr wird beispielsweise der Kaiserplatz noch neugestaltet. Ebenso wird  der Adenauer-Park noch überarbeitet  und im Holzbenden-Park entstehen ein neues Hallenbad und eine neue Schulsportanlage. Ein weiteres  großes Projekt ist der demographische Wandel: Düren wächst, wird aber auch älter. Immer mehr Leute kommen nach Düren, daher müssen wir die Infrastruktur auch entsprechend ausbauen. Schulen müssen erweitert und renoviert werden. G9 hat einen höheren Raumbedarf als G8, manche Schulen sind renovierungsbedürftig, insbesondere die Fachräume, etwa die für Naturwissenschaften. In den letzten Jahren haben wir knapp 40 Millionen Euro für die Schulsanierung ausgegeben. Aber auch Kindertagesstätten müssen ausgebaut werden- neben den U3-Plätzen brauchen wir auch noch weitere Ü3-Kita-Plätze.

  1. Was liegt Ihnen in Düren besonders am Herzen?

Besonders am Herzen liegt mir die Vielfalt im friedlichem Miteinander. In Düren leben Menschen mit 127 verschiedenen Nationalitäten zusammen. Mein Ziel ist ein gutes Zusammenleben, egal woher man kommt oder welcher Religion man angehört. Daher geben wir auch viel Geld für soziale Zwecke aus. Das ist mir persönlich sehr wichtig.

  1. Möchten Sie sich nochmals zur Wahl stellen?

Das überlege ich im Moment intensiv, entschieden habe ich mich noch nicht. Auf der einen Seite werden meine Frau und meine Familie mitsprechen, schließlich sieht man sich kaum, da ich nur wenig Freizeit habe. Auf der anderen Seite möchte man das Beste für Düren erreichen. Für eine gute Entscheidung muss man viele Faktoren einbeziehen. Schließlich ist man auch nicht mehr der Jüngste. Am 01.10.2019 werde ich zwanzig Jahre im Amt sein, damit bin ich einer der dienstältesten Bürgermeister Nordrhein-Westfalens in vergleichbaren Städten. An diesem Tag werde ich meine Entscheidung dazu bekannt geben.

  1. Wie sieht Ihre Freizeitgestaltung aus?

Ich bin Mitglied eines Leseclubs. Da treffen wir uns mit befreundeten Ehepaaren alle acht Wochen und sprechen über ein zuvor von allen gelesenes Buch. Das gastgebende Paar kocht dann immer zum Buch kulinarisch passend, das macht natürlich viel Spaß. Das andere ist ein Reiseclub. Wenn ich mal Urlaub machen kann, habe ich viel Spaß daran, mit Freunden Städtereisen zu unternehmen oder auch allein mit meiner Frau untrwegs zu sein.

  1. Wann und wie machen Sie Urlaub?

Wie fast jeder Betrieb das auch macht, erstellen wir im Verwaltungsvorstand, da gehören  die Beigeordneten dazu, einen Urlaubsplan. Zwei von uns müssen immer vor Ort sein, nur dann ist die Stadt geschäftsfähig. Aber auch im Urlaub bin ich immer erreichbar. Einmal am Tag halte ich  telefonisch Rücksprache mit meinem Büro, ob alles in Ordnung ist. Ich bin für die Stadt verantwortlich, daher gehört für mich diese „Dauerbereitschaft“ dazu. Als Althistoriker bin ich ein Freund der Mittelmeerwelt. Meine zweite Lieblingsstadt nach Düren ist Rom. Im europäischen Süden ist es sehr schön, aber auch Deutschland hat wunderschöne Landschaften.

  1. Das Interesse von Jugendlichen an Politik hält sich ja ziemlich in Grenzen. Wie könnte man Ihrer Meinung nach Jugendliche wieder mehr für Politik begeistern?

Ich bin der festen Überzeugung, dass man Jugendliche für Politik begeistern kann. Kommunalpolitik in der Schule, kurz KIDS, ist ein Projekt, was wir letztens erfolgreich getestet haben. Einige Jugendliche machen dann für einen gewissen Zeitraum ein Praktikum bei einem Ratsmitglied. Das waren im Test circa 10 Jugendliche, die im Nachhinein alle gesagt haben, dass sie gerne mehr eingebunden würden. Auch das Kinderparlament soll dazu anregen, sich in der Kommunalpolitik zu beteiligen. Ein wirkliches Jugendforum fehlt da noch, aber das Jugendamt gibt sich Mühe, eins zu schaffen.

  1. Wie sieht Ihrer Meinung nach die Schule der Zukunft aus?

Das wichtigste an der Schule bleibt für mich das Miteinander von Lehrerinnen und -lehrern und Schülerinnen und -schülern. Ein ehemaliger Professor in meinem Studium sagte immer, dass Pädagogik im Prinzip  „modifizierter Umgang“ sei. Das heißt, es kommt auf das gute Miteinander von Lehrenden und Lernenden an, das Chancen für Wissensvermittlung und Eriehung eröffnet. Die persönlichen Beziehungen sind unerlässlich, auch wenn mehr auf Digitalisierung im Uberricht gesetzt wird. Außerdem müssen Lehrerinnen und Lehrer von Verwaltungsaufgaben entlastet werden, um sich wesentlichen Aufgaben widmen zu können.

Wir danken Herrn Larue sehr für das nette Gespräch!

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